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Was wäre, wenn es keine Verschlüsselung gäbe?

Was wäre, wenn es keine Verschlüsselung gäbe?

Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie wachen morgens auf, machen sich einen Kaffee und checken Ihre E-Mails auf Ihrem Laptop. Sie fangen an, Nachrichten Ihres besten Freundes, Ihres Arztes und Ihrer Bank zu lesen. Aber am Ende jeder E-Mail finden Sie Dutzende von Kommentaren von Leuten, die Sie gar nicht kennen. Sie kommentieren Ihren Golfausflug, Ihre Bluttests und Ihren Kontostand! In Panik melden Sie sich von Ihrem E-Mail-Programm ab und öffnen Ihre Banking-App, um zu überprüfen, dass niemand Ihr Geld abgebucht hat – und erhalten eine Warnung: „Keine sichere Verbindung verfügbar.“ Da wird Ihnen bewusst, dass Ihr komfortables und sicheres digitales Leben keine Schlösser, keine Privatsphäre und keine Grenzen mehr hat.

So sieht eine Welt ohne Verschlüsselung aus – die vor Ihren Augen in einem Augenblick zusammenbrechen würde.

Katastrophale Folgen

Einfach ausgedrückt würde das Internet ohne Verschlüsselung seine gesamte Grundlage verlieren. Websites wären wie offene Bücher, in denen jede Aktivität abgefangen werden könnte. Online-Shopping und Online-Banking wären zu riskant, um eine Nutzung überhaupt in Betracht zu ziehen. E-Mails und Sofortnachrichten wären wie digitale Werbetafeln, die jeder mitlesen könnte. Und dann die peinlichen Fotos, Insiderwitze usw. – alles wäre der Öffentlichkeit zugänglich.

Es gibt noch weitere persönliche Konsequenzen: Krankenakten werden offengelegt, Gespräche überwacht, Aktivitäten verfolgt. Aber die gesellschaftlichen Gefahren wären noch weitaus größer. Die bürgerlichen Freiheiten wären gefährdet, die freie Meinungsäußerung würde unterdrückt und zuletzt käme die Weltwirtschaft vollständig zum Erliegen. Cloud Computing, das Internet of Things (IoT) und das mobile Banking sind alle auf Verschlüsselung angewiesen, um überhaupt zu funktionieren und Transaktionen abzuschließen. Ohne sie würden Billionen und Aberbillionen von Dollar über Nacht verschwinden. Sie denken, der Börsenkrach von 1929 – und die darauffolgende Weltwirtschaftskrise – waren schlimm? Im Vergleich zur den Folgen durch eine fehlende Verschlüsselung wäre diese Krise nur ein kurzer Augenblick in der Geschichte der Wall Street.

Glücklicherweise gibt es die Verschlüsselung

Zum Glück ist diese Dystopie aber nicht unsere Realität – ganz im Gegenteil. Verschlüsselung ist die stille, aber verlässliche Grundlage des digitalen Vertrauens. SSL/TLS-Zertifikate sichern Milliarden von Verbindungen, die täglich zwischen Browsern, Apps und Servern entstehen. Diese digitalen Zertifikate sind von unschätzbarem Wert, um Identitäten zu bestätigen und sensible Informationen vertraulich zu behandeln. Ohne sie wäre der einfache Vorgang des Anmelden bei einem Konto, des Geldüberweisens oder des Versendens von Nachrichten – etwas, das man täglich unzählige Male als selbstverständlich ansieht – unmöglich.

Wir sind uns also einig, dass Verschlüsselung unverzichtbar ist und bleibt. Es muss jedoch beachtet werden, dass ihre Verwaltung derzeit einen grundlegenden Wandel erlebt, der die Denkweise von Organisationen über das Vertrauen verändern wird.

Der Stand der Verschlüsselung heute

Die Sicherheitslage verändert sich an zwei wichtigen Fronten.

Erstens verkürzt sich die Lebensdauer von SSL/TLS-Zertifikaten. Noch im Jahr 2012, also vor nicht allzu langer Zeit, waren Zertifikate jahrelang gültig, und zwar bis zu fünf Jahre. Mittlerweile wurde der Zeitrahmen drastisch verkürzt: von 398 Tagen heute auf 200 Tage im März 2026, 100 Tage im März 2027 und nur noch 47 Tage im März 2029. Diese Kürzungen erfolgen nicht willkürlich. Sie werden vom CA/Browser Forum, dem Dachverband der Zertifizierungsstellen und Browserhersteller, vorgeschrieben und sind Teil einer umfassenderen, gemeinsamen Anstrengung zur Stärkung des digitalen Vertrauens.

Einfach ausgedrückt verbessern kürzere SSL/TLS-Lebensdauern die Sicherheitslage, da sie das Zeitfenster verkleinern, in dem ein kompromittiertes Zertifikat ausgenutzt werden kann. Außerdem fördern sie die Automatisierung bei der Erneuerung und Bereitstellung von Zertifikaten, damit sich Organisationen schneller an die Entwicklungen anpassen können. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass Unternehmen ihre Zertifikate viel häufiger erneuern und neuzertifizieren lassen müssen. Was einst eine jährliche Aufgabe für die IT-Abteilung war, entwickelt sich zu einem fast ständigen Prozess, für den noch nicht alle Teams genug Ressourcen oder Zeit haben.

Die zweite Front ist die Zunahme der Post Quantum Cryptography (PQC). Das Quantencomputing ist zwar noch in der Entwicklung, stellt aber eine potenzielle Bedrohung für die aktuellen Verschlüsselungsalgorithmen dar. Kürzere Lebensdauern sind ein Zwischenschritt hin zu einer agileren kryptographischen Umgebung, die neue Standards integrieren kann, sobald diese entwickelt wurden. TLS 1.3, die neueste Version des Transport Layer Security-Protokolls, wird die Grundlage für diesen Übergang bilden, indem sie den Handshake-Prozess optimiert, veraltete Algorithmen entfernt und die Verschlüsselung im Vergleich zu früheren Versionen stärkt.

Warum kürzere Lebensspannen wichtig sind

Der Trend zu kürzeren Lebenserwartungen ist sowohl mit Dringlichkeit als auch mit Risiken verbunden. In vielen Unternehmen erfolgte die Zertifikatsverwaltung lange Zeit manuell mit Tabellenkalkulationen, Kalender- und E-Mail-Erinnerungen. Wie man sich vorstellen kann, ist dieser Ansatz unbrauchbar, wenn Zertifikate alle paar Wochen ablaufen. Henrik Dürr, CEO von TrustZone, sagt dazu:

„Dieser Aufwand lässt sich nicht mehr manuell bewältigen. Er erfordert eine Automatisierung, die mit den Anforderungen wirklich mithalten kann.“

Die Folgen von Fehlern waren bereits zu sehen und wurden oft auch gut dokumentiert. Abgelaufene Zertifikate haben zu Ausfällen bei wichtigen Diensten wie Microsoft Teams, LinkedIn und sogar bei Behördenportalen geführt. Jeder dieser Vorfälle stört die Geschäftskontinuität, untergräbt das Vertrauen der Nutzer und verursacht eine teure Rufschädigung. Auch die Einhaltung von Vorschriften stellt einen Druckpunkt dar, da Rahmenwerke wie PCI DSS und HIPAA eine sichere Kommunikation erfordern. Ein einziges abgelaufenes Zertifikat kann zu nicht bestandenen Audits, Strafen und unermesslichen Kosten führen.

Kurz gesagt: Die Verwaltung von Zertifikaten ist keine Nebensache mehr. Sie ist vielmehr eine zentrale IT-Verantwortung mit realen Auswirkungen auf das Geschäft geworden.

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Wer verwaltet Zertifikate innerhalb der Unternehmen?

Die Zuständigkeit für Zertifikate hängt von der Größe der Organisation ab. In kleinen Unternehmen übernimmt oft ein Webmaster oder IT-Generalist die Erneuerung von Zertifikaten. Dazu wird manchmal der Service eines Hosting-Anbieters zur Automatisierung des Prozesses genutzt. In mittelständischen Unternehmen sind in der Regel die IT-Teams oder Systemadministratoren für die Verwaltungsaufgaben zuständig. Die Marketing- und Webteams hingegen fordern bei der Veröffentlichung von Websites oder Microsites neue Zertifikate an. In großen Unternehmen unterliegt die Zertifikatsverwaltung oft spezialisierten PKI- oder Sicherheitsteams, die für Tausende von Zertifikaten auf Websites, APIs, IoT-Geräten und internen Systemen verantwortlich sind.

Unabhängig von der Unternehmensgröße bleibt eine Notwendigkeit jedoch gleich: Bei einer künftigen Lebensdauer von 47 Tagen ist Automatisierung unerlässlich.

Die versteckten Kosten der manuellen PKI

Für Organisationen, die weiterhin auf manuelle Werkzeuge setzen, nehmen die Risiken zu. Wie erwähnt, sind abgelaufene Zertifikate nicht nur lästig, sondern sie können zu stundenlangen Ausfallzeiten, Frustration bei den Kunden und sogar zu Verstößen gegen Vorschriften führen. Zudem erhöhen veraltete Prozesse die Wahrscheinlichkeit menschlicher Fehler.

Und die Kosten für manuelle Prozesse sind ebenfalls erheblich. Die Nachverfolgung von Hunderten oder Tausenden von Zertifikaten über Cloud-Plattformen, Mobilgeräte-Manager und interne Systeme hinweg erfordert oft eigenes, spezialisiertes Personal. Jede verpasste Frist erhöht die Arbeitskosten, steigert die Anfälligkeit für Bedrohungen und führt zu zusätzlichem Arbeitsdruck. Kevin Naidoo, Gründer von Quantum PKI, meint dazu:

„Es geht nicht nur um Probleme mit Zertifikaten – es ist eine digitale Vertrauenskrise.“

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Herausforderungen in Vorteile verwandeln

Auch wenn der Wandel zu kürzeren Lebenserwartungen wie eine Belastung wirkt, so birgt er auch Chancen. Organisationen, die Automatisierung nutzen, erhalten einen umfassenden Überblick über ihren gesamten Zertifikatsbestand. So können Erneuerungen rechtzeitig erfolgen und Ausfälle vermieden werden. Sie senken auch ihre Kosten, indem sie ihr Personal von sich wiederholenden Aufgaben entlasten. Zudem verbessern sie durch automatisierte Berichts- und Validierungsprotokolle die Einhaltung von Vorschriften. Und was vielleicht am wichtigsten ist: Sie versetzen sich selbst in die Lage, neue kryptographische Standards schnell übernehmen zu können, sobald Post-Quanten-Algorithmen verfügbar sind.

Für Vertriebspartner und Anbieter von verwalteten Diensten gibt es sogar noch mehr Möglichkeiten. Durch das Angebot eines automatisierten Lebenszyklusmanagements von Zertifikaten können diese Organisationen ein Problem ihrer Kunden zu einer kontinuierliche Einnahmequelle machen. Tatsächlich wandelt die Automatisierung die Zertifikatsverwaltung von einem reaktiven Kostenfaktor in ein vorhersehbares, profitables Servicemodell um, das mit Ihnen zusammen wächst.

Vorbereitung auf die Zukunft der Verschlüsselung

Was sollten die Organisationen also jetzt tun? Der erste Schritt ist die Herstellung von Transparenz, indem Sie alle Zertifikate, ihre Ablaufdaten und die davon abhängigen Systeme gründlich überprüfen. Danach gehen Sie zur Automatisierung weiter. Für viele Unternehmen ist die Einführung des ACME-Protokolls (Automated Certificate Management Environment) der logische nächste Schritt hin zur Zertifikatsautomatisierung, da das Protokoll die Ausstellung und Verlängerung von Zertifikaten vereinfacht. Doch angesichts der zunehmenden Zertifikatsvolumen und der Compliance-Anforderungen reicht ACME allein nicht mehr aus. Deshalb integrieren Unternehmen wie GlobalSign ACME in umfassendere Lifecycle-Management-Plattformen und kombinieren Automatisierung mit Transparenz, Berichterstellung und Kontrollfunktionen auf Unternehmensebene.

Ein letzter Aspekt ist die Krypto-Agilität. Verschlüsselung darf nicht als einmalige Angelegenheit betrachtet werden, sondern als ein lebendiges, ganzheitliches System, das sich mit neuen Bedrohungen und Standards weiterentwickeln muss. Erfolgreiche Organisationen sind diejenigen, die bereit sind, neue Algorithmen einzuführen und sich schnell anzupassen, wenn sich die Branche in Richtung einer Zukunft der Post-Quanten-Technologie entwickelt. Und wird schnell der Fall sein!

Schlösser, um die digitale Welt offen zu halten

Kehren wir zu dem beängstigenden Szenario vom Anfang zurück. Stellen Sie sich noch einmal vor, Ihre E-Mails, Ihre Krankenakten und Ihre Banking-App wären alle offen zugänglich. So sähe Ihre Welt ohne Verschlüsselung aus.

Stellen Sie das nun der Realität gegenüber, in der wir heute leben. Sie kaufen online ein, versenden private Nachrichten und überweisen Geld – immer mit Vertrauen in die Verfahren. Die Sicherheitsvorkehrungen für Ihr digitales Leben sind unsichtbar, aber ohne sie würde das Internet ganz schnell zusammenbrechen.

Der Globale Verschlüsselungstag ist eine Gelegenheit, um die unsichtbare Technologie zu würdigen, die Vertrauen, Privatsphäre und digitale Freiheit ermöglicht. Und denken Sie daran, dass sich auch die Verschlüsselung weiterentwickelt. Die Gültigkeitsdauer von Zertifikaten nimmt ab und das Zeitalter des Post-Quanten-Computing steht bevor. Die Organisationen, die dann wirklich erfolgreich sein werden, sind diejenigen, die schon heute Automatisierung und Agilität umsetzen.

GlobalSign hilft Ihnen mit bewährter Erfahrung und Expertise, auf die führende Organisationen weltweit vertrauen, den sich ständig weiterentwickelnden Verschlüsselungsstandards immer einen Schritt voraus zu sein.

In unserem E-Book erfahren Sie mehr über die 47-tägige Zertifikatslebensdauer

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