Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung stehen Unternehmen vor immer neuen Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit. Nicht zuletzt der Rechtssektor ist ein Hauptziel von Cyberkriminellen, die versuchen, an gespeicherte sensible Daten heranzukommen. Das reicht, nur als Beispiele, von den Adressen vermögender Kunden und Finanzdaten bis hin zu Immobiliengeschäften und Geldüberweisungen.
Diese Daten befinden sich derzeit meist in digitalen Cloud-Speichersystemen oder auf Servern vor Ort, da immer mehr Unternehmen den Weg der Papierlosigkeit gehen.
Aus diesem Grund sind auch robuste digitale Sicherheitsmaßnahmen ein Muss für jede Anwaltskanzlei, unabhängig von ihrer Größe, ihren Fachgebieten und der Art ihrer Kunden. Selbst Kanzleien, die glauben, dass sie böswilligen Akteuren nichts Wertvolles zu bieten haben, können es sich nicht leisten, den Schutz ihrer digitalen Ressourcen zu vernachlässigen.
SSL/TLS-Zertifikate gehören dabei zu den wichtigsten Methoden zum Online-Schutz für Anwaltskanzleien. Sie stellen eine grundlegende Sicherheitsebene und das Rückgrat für die Online-Kommunikation, die Transaktionen und den Austausch zwischen Kanzleien und Mandanten dar. Wir wollen hier erläutern, warum SSL-Zertifikate und weitere PKI-Infrastrukturlösungen für Anwaltskanzleien so wichtig sind, die sich in der komplexen digitalen Welt zurechtfinden müssen.
Anwaltskanzleien und Cybersicherheit
Anwaltskanzleien verfügen über viele vertrauliche Daten, die von geistigem Eigentum von Unternehmen bis hin zu Nachlass- und Testamentsdaten und identifizierbaren Details von Wohnadressen reichen – und allem, was dazwischen liegt. Die Menge der Informationen, die sich vor Ort und in der Cloud-Infrastruktur von Anwaltskanzleien konzentrieren, machen diese für Cyberkriminelle besonders interessant.
Nach aktuellen Daten aus Großbritannien stieg die Zahl der Cyberangriffe auf Anwaltskanzleien 2024 um 74% auf 954. Der finanzielle Schaden einer durchschnittlichen Datenverletzung für ein Unternehmen lag dabei bei 4,88 Millionen US-Dollar. Solche Verstöße verursachen nicht nur einen finanziellen Verlust, der oft nicht wieder gutzumachen ist, sie können außerdem den Ruf der Kanzleien und das für sie überlebenswichtige Vertrauen der Mandanten schädigen.
Die Anwaltskanzleien setzen im Rahmen der entsprechenden Gesetze ihre digitale Transformation weiter fort. Mittel dazu sind beispielsweise E-Filing-Systeme, die Offenlegung bestimmter Informationen auf Unternehmenswebsites, eine native Cloud-Infrastruktur oder automatisierte Arbeitsabläufe. Dabei müssen sie Sicherheitsrisiken und Schutzmaßnahmen immer sorgfältig gegen Komfort und Zugänglichkeit abwägen. Sämtliche online geteilten oder weitergegebenen Daten stellen potenzielle Einstiegspunkte oder Schwachstellen dar – sofern kein geeigneter Schutz besteht.
So können SSL/TLS-Zertifikate Anwaltskanzleien schützen
Wenn potenzielle und vorhandene Mandanten Informationen über ein Kontaktformular auf der Website einer Anwaltskanzlei, über Kommunikationsportale oder E-Mail-Systeme austauschen, schützt eine stabile SSL/TLS-Verschlüsselung diese Daten vor dem Abfangen. Ohne ein solides SSL-/TLS-Zertifikat sind solche Kommunikationswege anfällig für Man-in-the-Middle-Angriffe (MITM), bei denen Daten während der Übertragung abgefangen werden.
Traditionell zeigte ein Vorhängeschloss-Symbol, das für eine sichere HTTPS-Verbindung steht, an, dass eine Website geschützt ist. Als Chrome 117 Anfang September 2023 auf den Markt kam, wurde dieses offiziell abgeschafft und durch ein „Einstellungen“-Symbol ersetzt. Anhand dieses Symbols können Besucher überprüfen, ob ein Zertifikat vorhanden und gültig ist. Das signalisiert auch potenziellen Mandanten, dass eine Anwaltskanzlei das Thema Sicherheit ernst nimmt. Das wiederum unterstützt das Vertrauen, auf dem die gesamte Rechtsbranche basiert.
Anwaltskanzleien sind unabhängig von ihrem Fachgebiet moralisch und rechtlich verpflichtet, das Mandantengeheimnis zu schützen und die Integrität der erhaltenen Informationen zu bewahren. Anwaltskammern auf der ganzen Welt wissen, dass diese Verpflichtung auch die digitale Kommunikation einschließt. SSL-/TLS-Zertifikate helfen ihnen dabei, dieser Verpflichtung nachzukommen, indem sie die Datenkommunikation zwischen Benutzern und Server verschlüsseln.
Und auch über die Verschlüsselung hinaus bestätigen SSL-/TLS-Zertifikate die sichere Übertragung von Daten zwischen den beteiligten Servern. Das stellt sicher, dass Kriminelle die Kommunikation nicht verfälschen, verändern oder Schadsoftware in die HTTP-Anfragen einschleusen können. Diese Gewährleistung ist bei der Bearbeitung von Rechtsdokumenten, der sicheren Überweisung von Geldern und der allgemeinen Verwaltung unerlässlich.
Nicht zuletzt verwenden Google und andere Suchmaschinen SSL/TLS und HTTPS auch als Ranking-Faktoren. Google warnt Benutzer also jetzt, wenn eine Website kein gültiges SSL-/TLS-Zertifikat mehr besitzt. Das kann die Abbruchrate erhöhen und die Anzahl der Zugriffe auf die Website einer Anwaltskanzlei verringern. Aufgrund des Wettbewerbs auf diesem Sektor sollten Anwaltskanzleien daher einen hochgradigen SSL/TLS-Schutz nutzen, damit ihnen keine Geschäfte entgehen.
Implementierung von SSL/TLS in Ihrer Anwaltskanzlei
Anwaltskanzleien, die ein SSL-/TLS-Sicherheitszertifikat einführen oder aktualisieren, sollten wie folgt vorgehen:
- Identifizieren aller digitalen Vermögenswerte, Websites, Subdomains, Portale und anderen zu schützenden Objekte.
- Bestimmen des richtigen Umfangs an SSL-Schutz, ob Standard, Multi-Domain oder eine andere PKI-Infrastruktur.
- Auswahl der richtigen Validierungsstufe (Domain Validated, Organization Validated oder Extended Validated), je nach Anforderungen.
- Falls keine Automatisierung vorhanden ist, sollten Prozesse zur Überwachung des Ablaufs von Zertifikaten und zur Verwaltung von Erneuerungen implementiert werden.
- Festlegen von Verfahren zur Reaktion auf eventuell verbleibende Sicherheitslücken.
- Schulung der Mitarbeitenden zu einem angemessenen Sicherheitsverhalten und dem Erkennen von Cyberbedrohungen.
Die Implementierung einer umfassenden SSL/TLS-Sicherheit erfordert zwar Vorabinvestitionen, aber die Kosten einer Datenverletzung durch unzureichenden Schutz sind deutlich höher.
Anwaltskanzleien, die von Datenschutzverstößen betroffen sind, können hohe Geldstrafen drohen, wenn keine angemessenen Datenschutzpraktiken vorhanden waren. Weitere Konsequenzen können Schadensersatzansprüche betroffener Mandanten, Sanktionen, Untersuchungen und Kosten zur Schadensbehebung sein. Und das zusätzlich zur Schädigung des Rufs und längeren Unterbrechungen der Geschäftstätigkeit.
Moderne PKI-Lösungen für Anwaltskanzleien
Neben dem wertvollen Website-Schutz durch SSL-/TLS-Zertifikate sollten Anwaltskanzleien auch einen umfassenderen Public Key Infrastructure (PKI)-Ansatz in Erwägung ziehen, der die spezifischen Facetten ihrer Arbeit einbezieht. Das könnte sich bei der kommenden Skalierung und Implementierung von Digitalisierungsverfahren als äußerst nützlich erweisen.
Entsprechende Vorschläge umfassen Folgendes:
- Document Signing-Zertifikate: Hiermit können Anwälte Dokumente mit rechtsverbindlichen elektronischen Signaturen (E-Signaturen) versehen, welche die Identität des Unterzeichners überprüfen und authentifizieren. Zugleich dient ein Zeitstempel als Nachweis der Signatur. Wenn die richtige Lösung eingesetzt wird, können Dokumente nicht verändert werden, ohne dass dies erkannt wird oder in Echtzeit eine Warnung erfolgt. Dadurch bleiben hochsensible digitalisierte Dokumente vor Gericht zulässig und können auf legale und ethische Weise durch verschiedene digitale Kanäle geleitet werden.
- S/MIME E-Mail-Zertifikate: Bei der persönlichen Kommunikation zwischen Mandant und Anwalt können sensible Daten und Informationen preisgegeben werden. Durch Zertifikate vom Typ S/MIME (Secure/Multipurpose Internet Mail Extensions) können Anwälte E-Mails digital signieren, Anhänge verschlüsseln, die Vertraulichkeit der Kommunikation wahren und einen sicheren Prüfpfad erstellen. Durch S/MIME-konforme E-Mails lässt sich auf diesem primären Kommunikationskanal die Wahrscheinlichkeit von raffinierten Phishing-, Social-Engineering- und BEC-Angriffen (Business Email Compromise) verringern.
- Multi Domain-Zertifikate: Größere Anwaltskanzleien verwalten und pflegen oft mehrere Websites, Subdomains und digitale Vermögenswerte. Diese Zertifikate gewährleisten eine effiziente und konforme Verwaltung, indem sie mehrere Domains und Subdomains unter einem einzigen Zertifikat sichern. Zudem vereinfachen sie die Verwaltung und Erneuerung von Zertifikaten, reduzieren den Verwaltungsaufwand, schließen Sicherheitslücken und schützen die Infrastruktur aller digitalen Vermögenswerte.
In einer Branche, die auf Vertraulichkeit, Transparenz und Vertrauen basiert, ist die Investition in Präventivmaßnahmen wie SSL-/TLS-Zertifikate eine bessere Mittelverwendung als die Bewältigung der finanziellen und rufschädigenden Folgen eines Cybervorfalls. Die Verwaltung dieser und anderer PKI-Zertifikate zeigt den Mandanten einer Anwaltskanzlei, dass diese sich diesen Werten verpflichtet fühlt und sich vor immer anspruchsvolleren und komplexeren Cyberbedrohungen schützt.
GlobalSigns vertrauenswürdige Lösungen zum Zertifikatsmanagement bieten Anwaltskanzleien die nötige Sicherheit, Zuverlässigkeit und Flexibilität, um ihre digitalen Vermögenswerte zu schützen und ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden in Bezug auf Bedrohungen aus der Cyberwelt zu erfüllen.
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Hinweis: Dieser Blog Artikel wurde von einem Gastautor geschrieben, um unseren Lesern eine breitere Vielfalt an Inhalten anzubieten. Die in diesem Gastautorenartikel ausgedrückten Meinungen sind nur die des Autors bzw. der Autorin und geben nicht unbedingt die von GlobalSign wieder.